Die vierte Klasse lernte in einer längeren Epoche vieles über Verkehrskunde. Wir besprachen und zeichneten etwa alle Verkehrszeichen, welche im Straßenverkehr Fußgänger und Radfahrer beachten müssen. Erste Schüler empfanden Schildermalen bald „viel besser als Formenzeichnen“. In der Klasse thematisiert und auf vielen Tafelbildern skizziert wurden anschließend die Verkehrsregeln für Radfahrer.
Regeln wie ’Rechts vor Links‘ an Kreuzungen mit mehreren Einmündungen bringen Viertklässler vermutlich nicht nur an heilpädagogischen Schulen bald ins Rätseln. Wie aber war das noch mit dem Rechtsfahrgebot, wenn man auf der Straße einem parkenden LKW ausweichen muss?
Begriffe für Fahrradteile behandelten wir ebenso wie die empfohlene Trageweise von Fahrradhelmen oder reflektierende Schutzkleidung. Und dann standen auch schon die ersten „Trockenübungen“ zum Schulterblick und zu den Armzeichen an. Wie erklärt man einem elfjährigen Schüler, er solle sich durch Blicke über die Schulter versichern, dass ihm von hinten keine Gefahr droht, wenn der Junge der festen Überzeugung ist, er müsse beim Radfahren immer geradeaus blicken? Denn andernfalls passiere ein Unfall.
Endlich sollte uns eine Tour auf Rädern und einem Roller durch Benefeld führen. Bereits am Vortag nutzten wir als Generalprobe für unsere klasseninterne Radfahrprüfung die Sportstunde dazu, um beschilderte Straßensysteme mit Kreiden auf den Basketballplatz zu skizzieren. Briefträger auf Tretrollern brachten hier Post zu verschiedenen Adressen. Und schon wieder Schulterblicke und Armzeichen! Die Schüler gewannen jedoch langsam Fahrpraxis.
Am Tag unserer Tour durch Benefeld hielt jeder den Abstand zum Fahrer vor ihm von mindestens einer Radlänge. Die Klasse auf Rädern, ausgestattet mit Helmen und Warnwesten zog neugierige Blicke auf sich. Unsere Route durch Benefeld führte oft bergauf und bergab. Irgendwann konnten alle bergauf anfahren. Führte unser Weg steil bergab, wurde es schon schwieriger. Denn wir hielten an vielen Schildern, um ihre Bedeutung abzufragen. Wie lange hält man an Stoppschildern an? Heißt es wirklich: „Halt- Vorfahrt gewähren“? Und wieso darf ich auf einem Fußgängerweg mit Erlaubnis für Radfahrer nicht einfach die langsamen Spaziergänger wegklingeln?
Alle Schüler bestanden an diesem Tag unsere zweistündige klasseninterne Fahrradprüfung verschwitzt, aber bravourös. Jeder wurde als erfolgreicher Testfahrer gelobt und ausgezeichnet. Gleich ertönten die ersten Rufe, das am nächsten Tag doch bitteschön zu wiederholen. Vielleicht findet sich dazu ja eine passende Gelegenheit. Schülern und Eltern wurde allerdings geraten, dass die Kinder weiterhin am Straßenverkehr begleitet teilnehmen.
Unser ganz großes und herzliches Dankeschön gilt jedenfalls den Eltern, Betreuern und Busunternehmen, die den Rad-/ Rollertransport zur Schule und zurück organisiert haben.

